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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittelalter - S. 115

1879 - Dillenburg : Seel
115 sich einer nochmaligen Wahl zu unterwerfen. Dieselbe erfolgte 1349 Zu Frankfurt, die Krönung geschah zu Aachen. Karl von 1349 Mahren, als deutscher Kaiser Karl Iv. genannt, hatte in Paris lind Avignon eine bedeutende wissenschaftliche Bildung erworben, hatte aber auch eben daselbst eine diplomatische Gewandtheit und Klugheit gelernt, durch welche er Zum Begründer der neuen Staatskunst in Deutschland wurde. Seine größte Sorge erstreckte sich auf Vermehrung seiner Hansmacht; er vereinigte Brandenburg, Schlesien und die Lausitz mit Böhmen; Prag erhob er Zu seiner Residenz und gründete in ihr 1348 die erste deutsche Universität. Für das Reich erließ er Landfriedensordnungen. Im Einverständnis mit dem Papste unternahm er einen Zug nach Italien, wurde in Mailand und Rom gekrönt, verließ aber Italien sofort wieder, nachdem er kaiserliche Rechte für große Geldsummen an die Städte verkauft hatte. Zurückgekehrt gab er dem Reiche 1356 in der goldenen Bulle ein ewiges, unverbrüchliches Wahlgesetz, m welchem die Befugnisse der Wahlfürfteu festgesetzt und die Untheilbarkeit der Kursürsteuthümer ausgesprochen wurde. Dnach den Bestimmungen der goldnen Bulle war das Wahlrecht sieben • Kurfürsten anvertraut: drei geistlichen, den Erzbischöfen von Main-, Köln und Trier und vier weltlichen, dem König von Böhmen, dem Markgrafen » graftn be^ Nhein^' Herzog von Sachsen-Wittenberg und dem Pfalz- Die von Karl Iv. betriebene und durchgesetzte Befreiung der ' Papste von der Abhängigkeit von Frankreich und Rückkehr derselben t nach Rom geschah auf Kosten Deutschlands, indem er die mit der l burgnndischen Krone verbundenen Rechte preisgeben mußte. Nach-1 ^ie Nachfolge feines Sohnes Wenzel bei den Fürsten ge- s sichert, seinen Sohn Sigmund als Markgrasen von Branden-Iburg eingesetzt (f. u.) und seinem andern Sohn Johann die Lausitz r ubergebert hatte, starb er 1378. Für fein Böhmen ist er ein k wahrer Vater, für Deutschland aber ein Stiefvater gewesen. r Unter der Regierung feines Sohnes Wenzel riß in Deutsch-1 [sll.lb™e5r li^d mehr Unordnung und Rechtlosigkeit ein; der Adel rdrnckte die Städte, obgleich die Bürger gar häufig den Adligen -aus der Geldverlegenheit helfen mußten; die Bedrückung führte E lrdkj! Stadtebündnissen, gegen welche der Adel sich Rltterbnndnisse (Schleglerbund, Löwenbund re.) zu sschntzen suchte. — Um die einst seinem Großvater angethane ^Schmach der Niederlage bei Morgarten (s. S. 113) zu rächen, ^unternahm Herzog Leopold Ii. von Oesterreich einen Zug gegen

2. Mittelalter - S. 123

1879 - Dillenburg : Seel
— 123 — weil er sich oft in unkluge Verbinduugen mit andern Fürsten . einließ und zur rechten Zeit der Sparsamkeit vergaß, so daß oft bedeutende Unternehmungen misglückten, weil die erforderlichen Mittel fehlten. Auch waren die Reichsfürsten unter der schwachen Regierung seines Vaters zu stark geworden, so daß die deutsche Kaiserwürde reicher an Ehre, als an Macht war. Zunächst suchte Maximilian Ordnung und Gesetzlichkeit im Reiche wieder herzustellen. Auf dem ersten Reichstage, den er 1495 hielt, wurde ein allgemeiner Landfriede angeordnet und jeder Uebertreter desselben mit schwerer Strafe, mit der Reichsticht bedroht. Um Streitigkeiten endgiltig zu schlichten, setzte er das Kammerg er ich t in Frankfurt a/M. ein. Zur Erhaltung dieses Instituts, sowie des zur Wahrung des Landfriedens nöthigen Reichsheeres wurde eine Steuer, der sog. gemeine Psennig, ausgeschrieben. Um die Erhebung dieser Steuer con-troliren zu können und um die Ausführung der Gesetze zu ermöglichen, theilte er Deutschland in zehn Kreise, von denen jeder einen Kriegsobersten zum ersten Vorgesetzten hatte. Den Grafen von xlhnrn und Taxis bewog er, zwischen Wien und Brüssel eine regelmäßige Fahrgelegenheit einzurichten; damit war der erste Anfang mit dem Postwesen gemacht. Die zehn Kreise waren: 0 der österreichische, bestehend ans Oesterreich. Steyermark, Kärn-then, Krain, Tyrol; 2) der bayrische mit Ober- und Niederbaiern, der Oberpfalr und Neuburg; 3) der schwäbische, aus vielen geistlichen Herrschaften bestehend; 4) der fränkische mit Ansbach, Baireuth, Bamberg, Würrbura Eichstädt. 0 3' 5) der oberrheinische mit Elsaß, Rheinpfalz, Hessen und Nassau; d) der kurrheinische, Kurmainz, Kurtrier, Kurköln; 7) der burgundische, der größte Theil vou Holland und Belgien und ein Theil des nordöstlichen Frankreich; 8) der westfälische, das heutige Westfalen und ein Theil der Rheinprovinz; 9) der nieder sächsische mit Magdeburg, Lübeck, Braunschweig, Lauenburg, Holstein und Mecklenburg; 10) der obersächsische, bestehend ans Brandenburg, Kursachsen, Meißen und Thüringen. ' Man hat Maximilian nicht mit Unrecht den letzten Ritter genannt; denn in ihm vereinigten sich nochmals alle ritterlichen Tilgenden des Mittelalters: Tapferkeit und Unerschrockenheit, ritterliche Treue und aufrichtige Gottesfurcht. Seinen Muth hat er oft gezeigt; in der Lchlacht hat er viele Feinde selbst erlegt;

3. Mittelalter - S. 114

1879 - Dillenburg : Seel
— 114 — gab den Bitten Friedrichs nach, weshalb dieser, obgleich er vom \ Papste seines Eides entbunden wurde, in die Gefangenschaft S zurückkehrte. Gerührt von dieser Treue, schloß Ludwig einen : Vertrag mit Friedrich, nach welchem sie sich in die Regierung | theilen wollten. Da dieser Vertrag jedoch dem Grundgesetz des Reiches widersprach, wurde er von den Fürsten nicht genehmigt, j Bald daraus starb Leopold, und Friedrich entsagte freiwillig der * Krone. Nun mehrte sich Ludwigs Macht so, daß er auch über die * Alpen zog und sich zu Mailand die lombardische und zu Rom von < einem von ihm eingesetzten Papste die römische Krone aussetzen ließ, j Alle Versuche Ludwigs, sich mit dem Papste auszusöhnen, schlugen fehl; ja der Papst behauptete sogar, daß er das Recht j der Bestätigung der deutschen Kaiserwahl habe und daß die deutsche ' Kaiserkrone ein päpstliches Lehen sei, und forderte Ludwig zur Thronentsagung auf. Da traten auf Ludwigs Veranlassung die deutschen Kurfürsten in Reuse zusammen (Kurv er ein zu 1338 Reuse) und bestimmten durch einmüthigen Beschluß, daß der von .. ihnen rechtmäßig gewählte König auch ohne Bestätigung und Zu-; ftimmnrig des Papstes die Macht eines römischen Königs solle. ausüben können. Dieser Beschluß sicherte das Ansehen des deutschen Kaisers und der deutschen Nation. Trotz aller äußeren Kämpfe und Schwierigkeiten vergaß Ludwig des Reiches innere Wohlfahrt nicht; er sorgte für Ruhe und Ordnung und begünstigte besonders die Städte. Wohl er-; kennend, daß nur eine große Hausmacht dem Kaiser eine sichere Stütze gebe, strebte er nach Vermehrung derselben. Seinem ältesten Sohne Ludwig gab er das erledigte Brandenburg (s. u.); er selbst erwarb durch eine zweite Heirat die Grafschaften H ol- > land, Friesland, Seeland und Hennegau; auch Nieder-■ -baiern erwarb er für fein Hans. Als er aber auch Tyrol an : Baiern bringen wollte und dabei durch eigenmächtige Trennung ; einer Ehe in die Rechte des Papstes eingriff, verschärfte letzterer den Bann und wußte es dahin zu bringen, daß ihm in der Person des Markgrafen Karl von Mähren ein Gegenkönig auf- ■ gestellt wurde. Dieser aber konnte sich gegen Ludwig nicht halten,., und so lange Ludwig lebte, hatte jener keinen nennenswertheu: Erfolg aufzuweisen. Ludwig starb im Jahre 1347 in Folge eines Schlagansalles.., b. Karl Iv., Wenzel und Ruprecht von der Pfalz.. Nach Ludwig's Tode hielt es Karl von Mähren für das geratenste, ,3

4. Mittelalter - S. 121

1879 - Dillenburg : Seel
— 121 — Prag fortgesetzt. So kam es zu den sog. Prager Compacten, in welchen den Hnsiten freie Predigt ihrer Lehre, die Bestrafung ihrer Geistlichen wegen Verbrechen (jedoch nur von der Landesobrigkeit) und der Kelch beim Abendmahle gewährt wurde. Nachdem der eine Theil der Husiteu, welcher dem Vertrage nicht beitrat, zur Anerkennung desselben gezwungen worden war, endigte 1436 der Husiteukrieg. Sigismund wurde auch von den Hnsiten als König von Böhmen anerkannt. Er starb schon im Jahre 1487, nachdem er seinen Schwiegersohn Albrecht von Oesterreich zu feinem Nachfolger ernannt hatte. ^ d. Bis zum Ende des Mittelalters. Nach Sigismnnds Tode bestieg unter allgemeiner Znstimmnng der Fürsten sein Schwiegersohn Albrecht Ii. den deutschen Thron (1437). Damit kam die Kaiserkrone wieder an das Hans Habsburg, bei welchem sie bis zur Auflösung des Reiches (1806) verblieb. Albrecht wollte aufrichtig das Wohl Deutschlands; er war streng und gerecht und dabei sehr thätig für das Reich. Unter ihm brachen die Türken wieder in Deutschland ein und nöthigten ihn zu einem Kriegszuge gegen sie. Aus dem Rückzüge aus dem Türkenkriege erkrankte er an der Ruhr und starb schon 1439. Er wurde allgemein betrauert. Ihm folgte sein Neffe Friedrich Iii. (1440—1493), wel-1440 eher eine lange Zeit über Deutschland regierte, aber so schwach und rchne Nachdruck, daß zu feiner Zeit wieder die größte Unordnung in Deutschland einrtß, daß die Greuel des Interregnums wiederkehrten, daß in Ländern, in welchen sonst der kaiserliche Befehl gegolten hatte, Veränderungen tiefgehender Art geschahen, ohne daß der Kaiser etwas gegen all' dies Unwesen thun konnte. Seine Schwäche gegen den Papst führte zu dem Wiener Eon-cor bat, welches viele den Deutschen eingeräumte Rechte zurücknahm, die groben kirchlichen Misbräuche aber bestehen ließ. Ebenfalls seine Schwäche war es, welche nicht nur zugab, sondern sogar veranlaßte, daß die französischen Könige sich in die Angelegenheiten der Schweiz mischten, so daß diese von jetzt an fcent Reiche mehr und mehr entfremdet und dem französischen Eingüsse hingegeben wurde. — So konnte er auch nicht verhindern, daß die Ungarn sowohl, als auch die Böhmen sich selbst Könige gaben; es blieb ihm tn seiner Schwäche nichts übrig, als dieselben zu bestätigen. Zn seiner Zeit — es war im Jahre 1453 — machten die Türken durch Eroberung von Constantinopel dem griechischen Reiche ein Ende. Statt in Erkennung der darin liegen-

5. Neue und neueste Geschichte - S. 28

1880 - Dillenburg : Seel
— 28 — Philipps Gefangenschaft war eine viel härtere, als diejenige Johann Friedrichs; er mußte sich die lästigsten Beschränkungen und die roheste Geringschätzung von Seiten seiner Wärter gefallen lassen. — Der schmalkaldische Bund war vernichtet. c. Passauer Vertrag; Augsburger Religionsfriede. Das Glück hatte dem Kaiser im Kriege gelächelt, und er glaubte nun, die religiösen Streitigkeiten ebenso leicht beseitigen zu können. Dnrcki Geistliche beider Konfessionen ließ er eine Glaubensformel aufsetzen, der alle Parteien sich fügen sollten, bis ein allgemeines Concil alle Theile befriedigen werde. Diese Glaubeusvarschrist, das Augsburger Interim genannt, war den Katholiken günstig, weshalb viele Protestanten, unter ihnen auch Moritz vou Sachsen, sich weigerten, dasselbe anzunehmen. Am hartnäckigsten zeigte sich darin die Stadt Magdeburg, welche der Kaiser während des schmalkaldischen Krieges nicht bezwungen hatte, nicht ahnend, daß er damit „ einen Dorn im Fuße stecken ließ, der ihm hernach sehr schmerzhaft werden sollte." Der Kaiser sprach die Acht über Magdeburg aus und beauftragte Moritz mit der Vollstreckung derselben. Aber dieser war nicht mehr der ergebene Freund Karl's; das Gefühl der Schuld, unehrenhaft gegen feine Glaubensgenossen gehandelt zu haben, drückte ihn, und er suchte Gelegenheit, sich den Protestanten wieder mehr zu nähern, da er von ihnen gemieden ward; dazu kam die unwürdige Behandlung seines Schwiegervaters und die Abweisung jeglicher Fürbitte für denselben. Philipp hatte nemlich einen Versuch gemacht, nach den Niederlanden zu entfliehen, war aber wieder gefangen genommen und in die Festung Mecheln gebracht worden, wo er eine schmähliche Behandlung erfuhr. Da der Kaiser gegen alle Bitten Moritzens taub blieb, schloß letzterer ein Bündnis mit dem Söldnerführer Albrecht Aleibiad es von Brandenburg-Kulm- , bach; auch König Heinrich Ii. von Frankreich (Sohn Franz I.) wurde in das Bündnis gezogen; weitere Bundesgenossen waren ein Herzog von Mecklenburg, Wilhelm von Hessen und der Kurfürst von Brandenburg. Die Belagerung Magdeburgs war von Moritz sehr lässig betrieben worden; er forderte die Stadt jetzt zur Uebergabe auf, und da die Bedingungen günstig waren, so ergab sie sich. Nun wandte sich Moritz mit feinem Heere nach Süddeutschland. Trotz der Warnungen der geistlichen Kurfürsten, welche von Trident aus dem Kaiser ihre Befürchtungen mittheilten, traute Karl dem Moritz 4

6. Neue und neueste Geschichte - S. 29

1880 - Dillenburg : Seel
— 29 — noch; Moritz suchte auch den Kaiser sicher zu machen, indem er in Jnsbruck, wo Karl gerade weilte, für sich eine Wohnung miethen ließ. Ansangs des Jahres 1552 zog er seine Truppeu zusammen und trat offen gegen den Kaiser auf, beschuldigte denselben, daß er die wahre christliche Religion auszurotten suche und daß er wider Vertrag und Fürsteuwort seinen Schwiegervater in ungeziemender Gefangenschaft halte. Von Augsburg aus wandte er sich gegen die Ehrenberger Klause, welche vou den Kaiserlichen besetzt war. Von einem Schäfer erfuhr er einen Pfad, der auf die Höhe des Felfeus führte; ein rasch unternommener Sturm führte zum Ziele; die Besatzung ergab sich. Eine Meuterei, welche in seinem Heere ausbrach, hielt ihn einen Tag auf im Vormarsch; diesem günstigen Umstande verdankte der Kaiser seine Rettung. In einer Sänfte ließ er sich bei fürchterlichem Unwetter über das Gebirge nach Villach in Kärnthen tragen. Da auch Karls Bruder Ferdinand mit Moritz im Buude war und jetzt auch der französische König die Waffen gegen Karl erhob, fo mußte dieser nachgeben. Es kam noch in demselben Jahre (1552) zum 1552 Passauer Vertrage, nach welchem vorerst jeder Kampf aufhören sollte; die gefangenen Fürsten wurden freigegeben. Drei Jahre später (1555) erfolgte der Augsburger Religions-1555 friede, welcher den Protestanten gleiche Rechte, wie sie die Katholiken besaßen, einräumte. Damit war eine rechtliche Grundlage geschaffen für die Protestanten. Doch trug dieser Religionsfriede den Keim späterer Verwicklungen in sich und zwar in dem s.g. geistlichen Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum), d. i. in der Bestimmung, daß, wenn ein katholischer Bischof, Pfarrer 2c. zu der lutherischen Lehre Überträte, derselbe zwar deswegen nicht angegriffen werden dürfe, daß er aber damit feiner Pfründe verlustig gehe. Ohne diesen Vorbehalt wären wohl viele Bischöfe Zur neuen Lehre Übergetreten, aber der Verlust von Land und Gut hielt viele zurück. ^Kurfürst Moritz erlebte diesen Frieden nicht. Sein früherer Waffengefährte Albrecht Alcibiades fügte sich dem Vertrage nicht, setzte den Krieg auf eigne Faust fort und plünderte besonders am Rhein Kirchen und Klöster. Als er auch in Braunschweig einen Einsall machte, zog Moritz dem Herzog Heinrich zu Hülfe. Bei Sievershausen (östlich von Hannover) kam es 1553 zur Schlacht, in welcher Moritz tödtlich verwundet wurde; bald daraus starb er. Sein Vetter Johann Friedrich starb 1554.

7. Neue und neueste Geschichte - S. 41

1880 - Dillenburg : Seel
erkannten Wahrheit bis Zum letzten Athemzuge treu zu bleiben." Den lutherischen Unterthanen versicherte er, ihren Glauben und ihre Gewissensfreiheit unangetastet zu lassen. Als er 1619 starb, hinterließ er ein Reich von 1470 ^Meilen mit 900,000 Einwohnern. 5. per dreißigjährige Krieg. a. Veranlassung zum Kriege. Im Jahre 1617 war das Reformations-Jubiläum gefeiert worden; dasselbe hatte ganz besonders in Böhmen die Spannung zwischen den Protestanten und Katholiken erhöht. Während die Protestanten fortwährend bedrückt und verfolgt wurdeu, begünstigte man den Jesuitenorden in auffallender Weise; der protestantische Burggraf Matthias von Thurn wurde seines Amtes enthoben, und zwei den Protestanten gerade am meisten verhaßte Männer, Martinitz und Slavata waren in die Zahl der böhmischen Statthalter aufgenommen worden: durch das alles stieg die Gereiztheit der Protestanten so hoch, daß es nur noch eines geringfügigen Anlasses bedurfte, um die Empörung in hellen Flammen auflodern zu lassen. Die Protestanten hatten nun in Klostergrab, auf dem Gebiete des Erzbischofs von Prag, eine Kirche erbauen lassen, ebenso in Braunau, welche Stadt dem Abte von Braunau unterstellt war. Auf kaiserlichen Befehl aber wurde die Kirche zu Klostergrab niedergerissen und die zu Braunau geschlossen. (Der Kaiser war hierzu formell im Rechte, denn nach einer bestehenden Bestimmung durften die Protestanten auf geistlichem Gebiete keine Kirchen und Schulen errichten.) Als die protestantischen Stände sich hierüber beschwerten, erhielten sie dafür einen schärfen Verweis. Da erschienen am 23. Mai 1618 1618 Abgesandte der protestantischen Stände auf der Statthalterschaft zu Prag und stellten die anwesenden Statthalter zur Rede, ob das kaiserliche Schreiben von ihnen veranlaßt worden sei. Als sie keine genügende Antwort erhielten, erhitzte sich der Streit so, daß die Abgesandten zwei der anwesenden Statthalter, Martinitz und Slavata, und ihren Geheimschreiber Fabricius aus dem Fenster hinaus in den Schloßgraben warfen. Trotz der bedeutenden Höhe kamen alle drei mit dem Leben davon, und einer von ihnen eilte nach Wien, um dem Kaiser den Vorfall zu berichten. Es war eine rohe Gewaltthat, und die Protestanten fühlten das und sahen voraus, welche Folgen diese nach sich ziehen müsse. Um denselben begegnen zu können, rissen die Protestanten die : Regierung an sich, vertrieben die Jesuiten, welche man als die

8. Neue und neueste Geschichte - S. 47

1880 - Dillenburg : Seel
— 47 — (Adolf von Schweden zu rüsten begann, mußte Wallenstein die 'Belagerung aufgeben. Im folgenden Jahre (1629) schloß Wallendstem mit Christian von Dänemark den für letzteren äußerst günstigen Frieden zu Lübeck. Christian versprvch, sich ferne von ldeu deutschen Angelegenheiten zu halten, und erhielt dagegen alle [seine Laude zurück. Die bisherigen Erfolge gegen die Protestanten veranlaßten Iden Kaiser, mit seinem Streben nach Ausrottung des Protestantismus offen hervorzutreten. Er veröffentlichte im Jahre 1629 1629 ldas Restitutionsedict (Wiedererstattungsbesehl), welches die (Protestanten verpflichtete, alle seit dem Jahre 1552 eingezogenen lkirchlichen Güter an ihre Besitzer oder an die katholische Kirche ^zurückzugeben. Dadurch wären eine Menge geistlicher Gebiete (wieder mit katholischen Bischöfen besetzt worden, und diese hatten mach dem geistlichen Vorbehalt (s. S. 29) das Recht, die Religion -ihrer Unterthanen zu bestimmen. Vergebens machten die Protestanten Gegenvorstellungen; sie erreichten weiter nichts, als ein ijahr Ausschub. Doch dies eine Jahr brachte viele Veränderungen. Die Erfolge der kaiserlichen Waffen machten aber auch die katholischen Fürsten besorgt; war doch für den Kaiser die Ansicht vorhanden, die volle kaiserliche Oberhoheit nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien wieder hergestellt zu sehen. Und ;derjenige, dem er dies verdankte, war Wallenstein. Auf ihn richtete sich daher der Haß der Fürsten, um so mehr, da dieser sich jdurch Stolz und herrisches Wesen bei den Fürsten möglichst uu-Ibeliebt zu machen gewußt hatte und mit seinen Scharen die Län-ider auf's furchtbarste aussog; während er und seine Soldaten ein .Leben in Pracht und Ueberfluß führten, schmachteten Bürger und Mauern im entsetzlichsten Elend. Aus dem Reichstage zu Regensburg, welchen der Kaiser im „Jahre 1630 berufen hatte, verlangten die katholischen und evangelischen Fürsten einstimmig die Absetzung Wallensteins. Durch 1 biefe C'iumüthigkeit betroffen, wollte Ferbinanb nur baun in ihre ^Forderung willigen, wenn sie der Erwählung seines Sohnes Fer-jbinanb zum beutscheu König zustimmen würden; aber die Fürsten lließen sich darauf nicht ein, sondern bestanden auf ihrer Forderung. So sah sich der Kaiser genöthigt, den Mann zu entlassen, Äer ihm so viel erworben und der allein im Stande war, das )Erworbene zu behaupten. Wallenstein fügte sich in der Voraussicht, daß wieder eine Zeit kommen werde, da man feiner bedürfe. )©r dankte dem Kaiser für das ihm geschenkte Vertrauen und bat

9. Neue und neueste Geschichte - S. 17

1880 - Dillenburg : Seel
— 17 — Um die der Reformation nachtheilige Trennung der Schweizer von den Deutschen zu beseitigen, entschloß sich Philipp von Hessen, die Häupter derselben zu einigen und so ein Zusammengehen der deutschen und der schweizerischen Reformation anzubahnen; er veranlaßte im Jahre 1529 das Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli zu Marburg, welches aber seinen Zweck so gründlich verfehlte, daß nicht nur keine Einigung zu Stande kam, sondern die Spaltung der Evangelischen in Lutheraner und in Reformirte von jetzt ab eine offene und dauernde ward. h. Der Reichstag zu Augsburg. Nach dem Reichstage zu Worms (1521) war Kaiser Karl V. sofort nach Spanien abgereist. Der französische König Franz I. hatte ebenfalls weder Geld noch Versprechungen gespart, um die deutsche Kaiserkrone für sich zu erlangen; als trotzdem Karl von Spanien gewählt wurde, ward er sofort dessen erbitterter Feind. In vier großen Kriegen (1521—1529) kämpften beide um die Uebermacht, aber Karl schlug seinen Gegner mehrmals (besonders bei Pavia 1525), und dieser mußte endlich im Frieden von Cambray 1529 sich den Bedingungen Karls unterwerfen. So in der Fülle seiner Macht kehrte Karl Y. nach Deutschland zurück und schrieb sogleich einen Reichstag aus, um künftigen Dürfengefahren vorzubeugen und die religiösen Streitigkeiten zu schlichten. Die Pracht dieses Reichstages war noch größer, als die des Reichstages in Worms. Schon lange vorher waren Luther und Melanchthon von ihrem Landesherrn aufgefordert worden, eine Zusammenstellung aller Puufte, auf welche sich die kirchlichen Streitigfeiten bezögen, vorzunehmen. Melanchthon, der den Kurfürsten nach Augsburg begleitete, war beauftragt, das evangelische Glaubensbekenntnis auszuarbeiten; Luther durfte als Geächteter nicht nach Augsburg kommen, er befand sich während des Reichstages zu Coburg. Die meisten protestantischen Fürsten waren schon lange vor Eröffnung des Reichstages in Augsburg und benutzten die Zeit bis zur Ankunft des -Kaisers dazu, sich in allen Stücken vollständig zu einigen. — Als der päpstliche Gesandte, den Segen spendend, in die Stadt einzog, blieben viele Häuprer bedeckt, und als der Kaiser die evangel. Fürsten aufforderte, an der Frohnleichnams-Prozeffion Theil zu nehmen, erklärten ihm diese durch den Markgrafen Hopf, Lehrbuch, Iii. 0

10. Neue und neueste Geschichte - S. 68

1880 - Dillenburg : Seel
— 68 — das Land genommen. Dasselbe hätte einem bestehenden Erbvertrage zufolge an Brandenburg fallen müssen; aber der Kaiser gab es nicht heraus, obgleich Georg Wilhelm und auch Friedrich Wilhelm die Herausgabe verlangt hatten. Nun starb 1675 auch die Linie des Herzogs von Liegnitz, Brieg und Wohlau aus und auch dies Land mußte an Brandenburg fallen (s. S. 39); aber auch jetzt wies der Kaiser den Kurfürsten mit seinen Ansprüchen zurück. Erst als er im Türkenkriege der Hülfe des Kurfürsten benöthigt war, gab er ihm den Schwiebuser Kreis, wogegen der Kurfürst auf alle andern Ansprüche auf Schlesien verzichten mußte. Ja der Kaiser unterhandelte mit dem Kronprinzen, daß dieser den Kreis nach seines Vaters Tode gegen die Summe von 100000 Thalern an Oestreich zurückgeben sollte. In die letzte Zeit der Regierung Friedrich Wilhelms fällt auch die Aufnahme vou Protestanten in die preußischen und braudeuburgischen Lande. Schon seit Anfang des siebzehnten Jahrhunderts waren die Protestanten in Frankreich verfolgt und zur Rückkehr zur katholischen Kirche gezwungen worden. _ Die Auswanderung war verboten; dennoch fanden viele Protestanten den Weg ins Ausland. Da hob im Jahre 1685 Ludwig Xiy. das Edict von Nantes, das schon lange nicht mehr zu Recht bestanden hatte, förmlich auf unter dem Vorgeben, daß in Frankreich keine Protestanten mehr zu finden feien. Friedrich Wilhelm antwortete darauf mit einem Aufruf, in welchem alle, welche wegen ihres Glaubens aus Frankreich flüchten mußten, aufgefordert wurden, nach Brandenburg zu kommen; er versprach alle nur mögliche Unterstützung. Allen, welche dem Rufe des Kurfürsten folgten, half er durch Anweisung von Bauplätzen und Lieferung von Bau- ; material, durch Gelbunterstützungen und durch Erlaß der Steuer aus zehn Jahre. Auf biefe Weise zog er viele Tausenbe von fleißi-gen und geschickten Unterthanen in fein Laub und trug auch auf biefe Art zur Hebung von Gewerbe und Handel bei. Friedrich Wilhelm hatte sogar den Plan, Brandenburg zu einer See- j macht zu erheben. In dem Hafen Pillan bet Königsberg hielt er eine Heine Kriegsflotte, und Emden in Ostfriesland, welches er erworben hatte, ward der Sitz einer afrikanischen Compagnie. Das Unternehmen scheiterte jedoch. | g. Des Kurfürsten Persönlichkeit und häusliches Leben; sein Tod. Friedrich Wilhelm gehörte zu den wenigen Fürsten, von denen man mit Recht sagen kann, sie seien zum Herrschen ge- ^ boren gewesen. Schon seine äußeren Eigenschaften imponirten, er . war eine stattliche Figur mit freier, hoher Stirne; fein Auge sprühte
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